Bei den Ostfalen
Meinen nächsten 300er Brevet habe ich in Ostfalen geplant. Dabei einmal komplett den Harz zu umrunden ist die Vorgabe.
Wie immer mache ich mich zeitig auf die Socken, der Wecker rappelt erbarmungslos um 4:30 Uhr. So hab ich genug Zeit zum frühstücken, das Auto zu beladen und mich auf den Weg nach Warberg zu machen.
Nach einer Toilettenpause komme ich schon um 7:15 Uhr in Warberg an, der Start ist erst um 8:30 Uhr, so bleibt reichlich Zeit um nach den Anmeldeformalitäten das zweite Frühstück zu genießen.
Die Teilnehmerzahl ist überschaubar, 34 sind gemeldet und ein paar haben wegen der schlechten Wettervorhersage abgesagt. Der Tag fängt jedoch gut an und wir hoffen das das Wetter lange durchhält. Auf die angesagten Unwetter kann ich auch gerne verzichten.
Nach einer kurzen Ansprache von Hartmut werden wir auf die Strecke entlassen. Die schnellen Rennradler und auch die Liegeradler lasse ich ziehen. Aus dem Ort raus geht es gleich bergan und ich versuche mit noch kalter Muskulatur meinen Rhythmus zu finden.
Zwei weitere Radler lassen es auch ruhig angehen und so erklimmen wir gemeinsam die ersten Steigungen. Wie sich herausstellt sind wir aus der gleichen Ecke in Ostfwestfalen, sie aus Bad Salzuflen, er aus Bückeburg. Die Welt ist ein Dorf!
Irgendwann an einer Steigung auf dem Weg zur ersten Kontrollstelle haben wir Sie verloren. Unser Grundtempo am Berg war dann wohl zu schnell für Sie. Max und ich radeln weiter, mal verschwindet der eine um sich zu verpflegen, dann taucht der andere wieder auf. An der Tankstelle der ersten Kontrollstelle treffen wir wieder aufeinander. An seinem Renner fällt mir dann der Schriftzug seiner Webseite auf. Moment! Tabula-Raser.de kenne ich doch. Bei Mäxx hab ich schon das ein oder andere mal gestöbert und seine Langstreckenberichte verschlungen.
Nach dem Abstempeln der Kontrollkarte machen wir uns auf den weiteren Weg. Zwischendurch verlieren sich unsere Wege immer wieder mal. Über dem Brocken braut sich was zusammen und im Rückspiegel erkenne ich wie der Regen runter kommt. Den möchte ich am allerwenigsten mitbekommen. So gebe ich Gas, versuche das Tempo hoch zuhalten. Was zwar zugegebenermaßen auf einem 300er Brevet ziemlich blöd ist, aber das ignoriere ich einfach. Der Gegenwind kommt mir zur Hilfe und bläst die Regenwolken langsam weg.
In Berga an der 2. Kontrollstelle ist das Wetter wieder schön. Die Rennradtruppe bricht gerade auf und in Ermangelung anderer Lokalitäten verpflege ich mich hier ausgiebiger. Wie aus dem Nichts taucht auch Mäxx hier wieder auf, ich hatte ihn deutlich vor mir vermutet. Den weiteren Weg radeln wir dann mehr oder weniger zusammen. Berghoch ist er etwas schneller, bergab habe ich mit der Liege Vorteile. Bei km 196 ereilt mich ein Snake Bite, ein Schlagloch in der Straße übersehen und zu wenig Luft im Reifen. Peng, Pfffft! Total ärgerlich, weil selbst verschuldet und total überflüssig.
Im weiteren Weg nach Aschersleben wo uns die 3. Kontrolle erwartet, verschlechtert sich das Wetter wieder. Es blitzt und donnert und zieht langsam auf uns zu. Noch trockenen Fußes erreichen wir die Tankstelle. Hier beschießen wir die Pause zu verlängern und das Gewitter abzupassen. Ein Blick ins Regenradar bestätigt uns das. Um 22:00 Uhr komplimentieren uns die Damen vor die Tür, ab jetzt nur noch Nachtschalter. Da die Gewitterzelle durch ist, machen wir uns auf den weiteren Weg.
Für die nächsten zwei Stunden ist erst mal Ruhe vor Unwettern, dann könnte aber wieder was kommen. Wir fahren durch die Nacht und beobachten das Wetter. So langsam kommen die Blitze und das Donnern auch wieder näher. An einer Ampel beschließe ich „Max, lass uns nach der Ampel anhalten und ins Regenradar gucken“. Eine gute Entscheidung, in 10 Minuten erreicht und die nächste Gewitterzelle, also schnell einen Unterschlupf suchen. In Emersleben werden wir weiter geschickt, schließlich finden wir in Groß Quenstedt einen Unterschlupf.
Die Ortsansässigen sind schon erstaunt zu so später Stunde, es ist kurz nach zwölf, noch ein paar Radfahrer zu treffen und fragen uns aus. Ungläubiges Kopfschütteln. Es regnet zwar nicht stark, aber der ein oder andere Blitz erhellt die Nacht, da möchten wir nicht wirklich Blitzableiter spielen. Gegen 1:00 Uhr ist der Spuk vorüber und wir machen uns auf die letzten 38km.
Ich will nach dieser Zwangspause nicht wieder richtig in Gang kommen und radle hinter Mäxx her, zudem blendet mich sein Scheinwerfer wenn ich vor ihm fahre, welcher zu hoch eingestellt ist. Gegen Ende will ich nur noch ankommen und versuche noch einmal etwas Gas zu geben. Ich quäle mich über die letzten Hügel und um 2:50 Uhr ist endlich wieder Warberg erreicht. Ziemlich platt gönne ich mir bei Hartmut noch ein alkoholfreies Weizen und trete dann die Heimreise an.
Wegen der Müdigkeit lege ich noch zwei Schlafpausen ein, schließlich will ich heile wieder zu Hause ankommen.
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